Zellmann und Wierling meisterlich (Pressespiegel)

17/06/2017

Heute in der WAZ/NRZ – Lokalsport in Essen und auf www.waz.de

von Rolf Hantel und Thomas Lelgemann

Bei den Deutschen Meisterschaften hatte die SG Essen bereits zwei goldene Momente. Bilanz kann sich nach zwei Wettkampftagen sehen lassen.
Die Ansprüche der erfolgsverwöhnten SG Essen klangen vor den Deutschen Meisterschaften in Berlin ein bisschen bescheidener als üblich. Was unter anderem an dem Umbruch liegt, vom dem auch der Bundesstützpunkt in Rüttenscheid nach den Olympischen Spielen nicht verschont geblieben ist. Doch nach zwei Wettkampftagen haben die Essener bereits zwei goldene Momente im Berliner Europasportpark erlebt. „Es ist wirklich sehr gut gelaufen“, freute sich Cheftrainerin Nicole Endruschat.

Poul Zellmann (22) ist Deutscher Meister über 400 Meter Freistil und hat auch die WM-Norm erfüllt. In 3:47,49 Minuten war er knapp eine halbe Sekunde unter der U 23-Pflicht geblieben und hatte seine Zeit aus dem Vorlauf noch einmal um rund zwei Zehntelsekunden verbessert. Damian Wierling (21) verteidigte seinen Titel über die 50 Meter Freistil und hat sich ebenfalls über die Nachwuchs-Reglung für die globalen Titelkämpfe Ende Juli in Budapest qualifiziert. Wierling hatte einen Tag zuvor bereits Silber über 50 Meter Schmetterling geholt.

„Ich kann es gar nicht glauben“, jubelte Poul Zellmann nach seinem Triumph ausgelassen. Es ist ja auch kaum zu glauben, wie sich dieser junge Mann in relativ kurzer Zeit ins Rampenlicht vorgearbeitet hat. Zellmann knüpft nahtlos an seine rasante Entwicklung im Vorjahr an, als er von einer Bestzeit zur nächsten eilte und fast noch den Flieger nach Rio erreicht hätte. Nun ist er Deutscher Meister und fährt nach Ungarn zur Weltmeisterschaft.

Bundestrainer Lambert gratulierte als einer der Ersten

Als Zellmann aus dem Becken kletterte, stand Bundestrainer Henning Lambertz bereits parat und gratulierte. Der Essener ist praktisch ein Musterschüler, denn er habe, so Lambertz, „das Krafttraining wie alle Essener auch von A bis Z so durchgezogen, wie es vorgeben worden ist“. Und Endruschat ergänzte: „Poul trainiert sehr gut, war nie krank, da konnten wir den Plan glatt durchziehen.“ Und weil das von oben verordnete intensive Krafttraining so gut anschlägt, hat sich Zellmann von den ganz langen Strecken verabschiedet. Auf die 1500 Meter hat er in Berlin verzichtet, hätte nun zeitlich für ihn bei der WM ohnehin nicht gepasst.

Damian Wierling sprintet zu Silber und Gold

Über die 50 Meter Freistil verteidigte Damian Wierling in 22,06 Sekunden seinen Titel und blieb locker unter der U23-Norm (22,36). Um sich mit der offenen Norm zu qualifizieren, hätte er seinen deutschen Rekord von 2016 verbessern müssen. Doch daran ist in dieser Saison nicht zu denken. „Es war ein schweres Jahr für mich“, sagte Wierling, der froh war, dass er von der U 23-Reglung profitieren konnte.

Nach der Grundausbildung bei der Bundeswehr schmerzte plötzlich der Rücken, so dass Wierling im Training nicht immer volle Pulle gehen konnte. „Das drückte dann auch schon mal auf die Motivation“, erzählte der Meister. Die permanenten Rückschläge musste auch er erst einmal verarbeiten.

Bronze-Medaillen durch Lambert, Ruhnau und Demler

Schon zum DM-Auftakt war Wierling über 50 Meter Schmetterling langsamer gewesen als erhofft. Im Finale wurde er auf den letzten Metern von David Thomasberger (Halle) abgefangen, der sich in 23,81 Sekunden den Titel sicherte. Wierling schlug nur drei Hundertstel später an. Unglücklich. „Aber er hat sich wohl mehr über die Zeit geärgert als über die Platzierung“, glaubt Trainerin Endruschat. Schließlich war Wierling in diesem Jahr schon schneller.

Aber es ist ohnehin nur eine Nebenstrecke für ihn. Der Essener versucht nun am Samstag auch über 100 Meter Freistil seinen Titel zu verteidigen. Poul Zellmann wird am Sonntag über die 200-Meter Freistil antreten, um einen Staffelplatz für die WM zu ergattern.

Alice Ruhnau, die über 50 Meter Brust Vorlaufbeste war, schwamm zu Bronze. Michelle Lambert belegte über 200 Meter Brust ebenso Platz drei wie Kathrin Demler über die 400 Meter Lagen.

Info: Max Pilger trotz Bestzeit ohne Medaille

Max Pilger (21) von der SG Essen blieb in Berlin über 200 Meter Brust deutlich unter seiner Bestzeit, doch für eine Medaille reichte es nicht. Er landete auf dem vierten Rang direkt hinter Marco Koch, der als Weltmeister zu den Favoriten zählte. Das Finale gewann der Ex-Essener Christian vom Lehn (SG Wuppertal).