Zellmann und Wierling überstrahlen in Berlin – gute SGE_Bilanz (Pressespiegel)

19/06/2017

Heute in der WAZ/NRZ – Lokalsport in Essen und auf www.waz.de

Von Rolf Hantel und Thomas Lelgemann

Bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin zeigte die SG Essen eine überzeugende Leistung. Fünf Titel und zwei WM-Qualifikationen.

Chapeau! Dieser junge Mann bleibt seiner Linie treu. Poul Zellmann hat sich am letzten Wettkampftag bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin noch einmal selbst übertroffen – wie so oft in den vergangenen Monaten. Nach dem Titelgewinn über 400 Meter Freistil setzte sich der 22-jährige Essener überraschend auch über 200 Meter Freistil (1:47,14 Min.) die Krone auf und ist damit Nachfolger von „König“ Paul Biedermann, dem Weltmeister von 2009, der sich vom Wettkampfsport verabschiedet hat.

„Was für eine eine starke Zeit“, jubelte der Essener. „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid, fand den Erfolg schon fast „sensationell“. Auf eine Medaille habe man ja insgeheim gehofft, auch, um einen der WM-Staffel-Plätze zu ergattern. .„Aber dass Poul das hier gewinnt, nein, damit haben wir alle nicht gerechnet.“

Muss man aber wohl, weil dieser Schwimmer so furios durchgestartet ist, dass keine Bestleistung vor ihm sicher ist. Und man konnte es vielleicht auch nach dem Vorlauf, den Zellmann als Schnellster absolviert hatte. „Als Spezialist über die längeren Distanzen musste ich ruhig bleiben und am Ende meine Stärke ausspielen“, strahlte der Deutsche Meister. „Es hat geklappt. Super!“ Aus dem Newcomer ist ein Leistungsträger und WM-Teilnehmer geworden. „Für mich hat sich der Wechsel nach Essen sehr ausgezahlt“, erklärte Zellmann.
Eine 4×200 Meter Staffel wird es aber in Budapest nicht geben, weil es den besten vier Schwimmern nicht gelang, die Norm zu knacken.

Damian Wierling war besser als er vermutet hatte

Damian Wierling holte über die 100 Meter Freistil seinen zweiten Titel. In 48,68 Sekunden schlug er deutlich vor dem Ex-Essener Marius Kusch (49,25) an, der seit einigen Jahren für die Stadtwerke München antritt. Mit seiner Siegerzeit erfüllte Wierling die U23-Norm für die WM Ende Juli in Budapest, allerdings hatte er am Morgen die Richtzeit als Vorlaufschnellster in 49,09 Sekunden verfehlt. „Ein bisschen ärgerlich ist das schon”, gab Wierling zu. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich so schnell sein kann. Sonst hätte ich am Morgen noch mehr Gas gegeben. Die Saison ist nicht perfekt für mich gelaufen. Das Rennen auch nicht. Ich bin erst nach 40 Metern richtig ins Gleiten gekommen.”

„Alles top“, meinte dennoch Trainerin Endruschat. Im Sprint sei es nach Plan gelaufen, über die 100 Meter „deutlich besser“. Wierling ist mit seinen Zeiten in Berlin aber zufrieden, weil er in den vergangenen Monaten nicht so trainieren konnte, wie er es gern getan hätte. Immer wieder hatte er gesundheitliche Probleme. Es ist aber damit zu rechnen, dass Wierling bei der WM in Budapest auch über 100 Meter Freistil starten darf, weil er die Norm bereits über die 50 Meter erfüllt hatte.

SGE ist mit der Leistung ihres gesamten Teams zufrieden

Zellmann und Wierling sind entscheidend daran beteiligt, dass die SG Essen nach den Titelkämpfen in Berlin überaus zufrieden Bilanz ziehen kann, aber nicht allein dafür verantwortlich. „Die Leistungen waren wirklich sehr gut, das hatten wir in dieser Form nicht geglaubt“, gab Nicole Endruschat zu. Es gab also nichts zu meckern? „Na ja, wenn ich an Max Pilger denke, meine ich, dass es ein bisschen besser hätte laufen können.“ Nicht etwa, dass der junge Brustschwimmer enttäuschte, ganz im Gegenteil. Er verbesserte über die 50 Meter (6.), 100 Meter (4.) und 200 Meter (2.) jeweils deutlich seine Bestzeit. Über die 200 Meter fehlten ihm nur acht Hundertstel zur U 23 WM-Norm. „Schade, das er sich nicht belohnen konnte für seine tolle Leistung.“

Lisa Höpink, die sich wegen des Abi-Stresses zuvor nicht optimal auf die Titelkämpfe vorbereiten konnte, fiel am Schlusstag sicherlich ein Stein vom Herzen. Nach Rang vier über 200 Meter Schmetterling wurde sie über die 100 Meter Dritte und knackte endlich nach langer Zeit wieder die Minuten-Marke (59.,61 Sek.). Auch das macht Mut.