Essen lädt die besten Deutschen Teams zum Kult-Titelkampf (Pressespiegel)

04/02/2017

Heute in der WAZ

von Rolf Hantel

Die deutschen Mannschaftsmeisterschaften sind unter den Schwimmern Kult. Titelkampf findet wie 2016 in Essen statt. SGE-Frauen wieder Favorit.

Dieser Wettkampf ist Kult. Wenn die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften (DMS) im Schwimmen an diesem Wochenende am Thurmfeld in Essen ins Finale gehen, ist es für die Athleten etwas Außergewöhnliches, denn nirgendwo anders können diese Individualisten den Teamgeist so intensiv leben und erleben. Ob Olympia-Starter oder aufstrebendes Talent – gemeinsam stehen sie mit Pauke und Tröte am Beckenrand und feuern an, gemeinsam kämpfen sie im Wasser um gute Zeiten, die mit Punkten honoriert werden. Die Summe macht’s. Drei Wettkampfabschnitte (Sa., So. ab 10 Uhr) mit dem kompletten olympischen Programm, insgesamt 78 Rennen entscheiden über die Platzierung.

Deutscher Meister bei den Frauen ist die SG Essen. Im Vorjahr, als das neue Bad am Thurmfeld Premiere feierte, gewannen die Essenerinnen zum achten Mal in Folge die DM. Ein Rekord für die Ewigkeit. Es war eine Machtdemonstration und ein Beweis zügleich, dass der Bundesstützpunkt in Rüttenscheid eine feine Adresse ist im nationalen Schwimmsport.

Würzburg ungeliebt und außen vor

Natürlich hat der Gastgeber den Ehrgeiz, die Bestmarke zu toppen. Die SGE-Frauen zählen auch wieder zu den Favoriten, aber so dominant wie früher werden sie nicht sein. „Es wird diesmal relativ schwer für uns, den Titel zu verteidigen, ein Selbstläufer wie früher ist es auf keinen Fall“, ahnt Cheftrainerin Nicole Endruschat. Das liegt zum einen daran, dass wichtige Punktesammler fehlen. Und zum anderen, dass die Konkurrenz stärker geworden ist.

Dorothea Brandt, Deutschlands schnellste Sprinterin, muss nach einem Teilabriss einer Sehne in der Schulter operiert werden. „Doro können wir nicht gleichwertig ersetzen“, weiß Endruschat. Kathrin Demler, einst eine fleißige Punktelieferantin, studiert inzwischen in den USA. Dafür rückt der Nachwuchs nach. Hana van Loock, Jana Augstein und Leonie Göbels wurden vor einer Woche mit der A-Jugend der SGE in Hannover Deutscher Meister, Sophia Beckers mit der B-Jugend Vizemeister.

Ob es reicht? Die Gegner sitzen der Startgemeinschaft im Nacken. Vizemeister Saar Max Ritter, Nikar Heidelberg und vor allem SV Würzburg 05. Die Würzburger allerdings sind ziemlich unbeliebt unter den Teilnehmern und degradieren sich selbst zum moralischen Außenseiter, weil sie wie im Vorjahr versuchen werden, sich den Erfolg zu erkaufen. Was die Statuten zwar erlauben, was aber allgemein auf Ablehnung stößt.

Würzburg reist mit Legionären an und erntet Unverständnis

Nur für diesen einen Wettkampf haben die Gäste sich verstärkt. Für das Frauenteam drei Ungarinnen verpflichtet, von denen zwei sogar in Rio dabei waren. Bei den Männern sind es gar fünf neue Athleten, vier aus Ungarn und einer aus den USA. Alles nur für Briefkopf und Prestige.

„Jedes Jahr dieses Theater“, ärgert sich Nicole Endruschat. Ihre Reaktion ist ungewohnt heftig. „Ich kann das nicht nachvollziehen. So wird die Idee dieses Wettbewerbs außer Kraft gesetzt. Wir wollen den deutschen Schwimmsport voranbringen. Aber so wird der Nachwuchs ausgebremst. Für die Talent ist das ein Schlag ins Gesicht.“

Im vergangenen Jahr demonstrierten die Vereine, was sie von dem Gebaren halten. Würzburg holte den Titel bei den Männern. Bei der Siegerehrung wurde jedoch lautstark protestiert, Potsdam (Sieger 2015) überreichte den inoffiziellen Siegergürtel symbolisch dem Vizemeister SG Essen.

Natürlich sind die Würzburger Männer mit ihren Legionären wieder Favorit. Aber Potsdam und Essen wollen folgen. „Wir wollen unter die Top-Drei“, sagt Nicole Endruschat. „Und dafür werden wir um jeden Punkt kämpfen.“

Doro Brandt und Moritz Brandt verletzt
Frauen: Lisa Höpink, Michelle Lambert, Alice und Caroline Ruhnau, Jeanette Spiwoks, Isabelle Härle, Annalena Felker, Hana van Loock, Jana Augstein, Sophia Beckers, Leonie Göbels, Laura Goldbach.

Männer: Damian Wierling, Poul Zellmann, Hendrik Feldwehr, Ensar Hajder, Marc Brock, Max Brose, Daniel Gensorowsky, Max Pilger, Andreas Rossa, Thomas Rueter, Moritz Walaschewski.