Die Essener Schwimmer trauern um „Ille“ Kaiser

28/06/2019

Am Morgen des 27. Juni ist Ilse Kaiser, in Schwimmerkreisen liebevoll „Ille“ genannt, im Essener Krupp-Krankenhaus im Alter von 84 Jahren verstorben. Mit ihr ist eine große Persönlichkeit gegangen, die den Essener Schwimmsport über viele Jahre an entscheidenden Stellen gesteuert und geprägt hat.

Ihre große Liebe war ihr Heimatverein, der Essener Schwimmverein 1906, dem sie mehr als 70 Jahre als Mitglied angehörte und den sie zu einer Marke im Deutschen Schwimm-Verband entwickelt hat. Kein anderer Essener Schwimmverein ist über die Stadtgrenzen hinaus so bekannt wie dieser Verein und daran hat Ilse Kaiser einen großen Anteil. Ihre Funktionärstätigkeit begann sie bereits im jungen Alter von 23 Jahren, als sie nach der Eröffnung des Hauptbades im Jahr 1958 die Ausrichtung der Westdeutschen Meisterschaften leitete. In den folgenden Jahren übernahm sie mehr und mehr die Leitung des Vereins und trug wesentlich dazu bei, dass der SV Essen 06 sportlich sehr erfolgreich wurde. Legendär ist der Ruf der damaligen Essener Kraulschmiede mit großartigen Erfolgen wie die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Jahr 1967 oder die Qualifikation der kompletten deutschen 4 x 100 m Freistilstaffel für die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko.

Ilse Kaiser war es auch, die Mitte der 80er Jahre, als der Essener Schwimmsport einen sportlichen Tiefstand hatte, eine derjenigen war, die darauf drängten, in Essen eine Startgemeinschaft zu gründen. Im Jahr 1987 war es dann so weit. Die Startgemeinschaft Essen wurde gegründet, Ilse Kaiser wurde 1. Vorsitzende und konnte sich in der Folgezeit bestätigt sehen, dass die Entscheidung, eine Startgemeinschaft zu gründen, die richtige war. Die Essener Schwimmer erlebten einen sportlichen Aufschwung, der bis heute anhält und der Essen zu einer Hochburg des deutschen Schwimmsports machte.

Gesundheitliche Probleme führten dazu, dass sie im Jahr 2005 die Funktion als 1. Vorsitzende in der SG Essen aufgeben musste. Aber das bedeutete nicht, dass sie untätig wurde. Sie kümmerte sich fortan um die Masters-Schwimmer der SG Essen und baute diesen Bereich immer mehr aus. Sie leitete das Training, sie organisierte die Teilnahme an Wettkämpfen und sie war natürlich auch bei allen Wettkämpfen dabei. Unter ihrer Leitung wurden die Essener Masters-Schwimmer sehr erfolgreich mit vielen Titeln und Medaillengewinnen nicht nur bei Deutschen Meisterschaften, sondern auch bei den Europa- und Weltmeisterschaften. Auch diese Aufgabe musste sie vor einigen Jahren gesundheits- und altersbedingt in jüngere Hände übergeben.

Ihrem Verein SV Essen 06 stand sie, inzwischen zur Ehrenvorsitzenden ernannt, trotz ihres hohen Alters weiterhin bis zum Schluss mit Rat und Tat zur Seite, sei es bei der Organisation des Trainings oder bei der Ausrichtung von Wettkämpfen.

Bei ihr ist der Satz wirklich angebracht: Ilse Kaiser hat sich um den Essener Schwimmsport verdient gemacht.

Der Schwimmsport war ihr Leben. Aber das heißt nicht, dass er der einzige Inhalt ihres Lebens war. Trotz ihres großen Engagements im Schwimmsport war sie auch beruflich erfolgreich und war viele Jahre leitende Angestellte bei einem großen Wirtschaftsunternehmen. Ihre große Leidenschaft war jedoch das Reisen. Zu Hause hat sie eine große Weltkarte, auf der auf allen Ländern, die sie bereist hat, ein Fähnchen angebracht ist. Alle Kontinente sind dabei und kürzlich hat sie bedauert, dass sie es noch nicht geschafft hat, nach Island zu reisen und dass sie das wohl nicht mehr schaffen wird. Damit hatte sie leider Recht.

Ilse Kaiser hat in ihrer langen Tätigkeit im Essener Schwimmsport viele Generationen erlebt und die Anzahl derjenigen, die über ihren Tod sehr traurig sind, ist sehr groß. Sie werden Ille immer in guter Erinnerung behalten.

 

Bernhard Gemlau

Ilse Kaiser mit Erich Liesner im Schwimmzentrum Rüttenscheid (Foto: T. Stuckert/SG Essen)
Ilse Kaiser konzentriert am Beckenrand (Foto: T.Stuckert/SG Essen)
Ilse Kaiser zusammen mit Ulrike Liesner (T. Stuckert/SG Essen)
Ilse Kaiser beobchtet gemeinsam mit Marian Holly und Hans-Jürgen Schmidt die NRW-Meisterschaften in Bochum (Foto: T. Stuckert)